THC und CBD sind die bekanntesten Substanzen aus der Cannabispflanze. Obwohl sie sich ähneln, gibt es dennoch Unterschiede – vor allem in Bezug auf den Wirkmechanismus. Deshalb sehen wir uns die beiden Cannabisstoffe im folgenden Artikel näher an und erläutern sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede.

Die Cannabispflanze ist in der Lage, mehr als 100 verschiedene Phytocannabinoide zu bilden, wobei Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) die prominentesten Vertreter sind. Andere Pflanzen, wie zum Beispiel der Hopfen, können übrigens auch Phytocannabinoide produzieren, aber längst nicht in solch einer Menge und Vielfalt.

Nun ist es so, dass die Cannabispflanze die Phytocannabinoide nicht für uns Menschen bildet, damit wir uns an der Wirkung erfreuen können, sondern vielmehr deswegen, um ihr Überleben zu sichern. Phytocannabinoide wirken vor allem als wichtiger Abwehrmechanismus gegen Schädlinge und Krankheitserreger. CBD dient beispielsweise als Insektizid und THC kann auf verschiedene Insekten toxisch wirken.[1, 2]

THC und CBD: Chemische Formel

Phytocannabinoide sind chemische Verbindungen. THC und CBD besitzen 21 Kohlenstoffatome, 30 Wasserstoffatome und 2 Sauerstoffatome, was der Formel C21H30O2 entspricht. Es gibt nur einen kleinen, aber wichtigen Unterschied, der für die unterschiedlichen Effekte der beiden Cannabinoide auf den Körper verantwortlich ist: Bei CBD ist ein Kohlenstoffring geöffnet und bei THC nicht.

Phytocannabinoide, Endocannabinoide und Endocannabinoidsystem

Das Wort „Phyto“ stammt aus dem Griechischem und heißt übersetzt „Pflanze“, was bedeutet, dass die Cannabinoide aus der Pflanze stammen. Zudem gibt es die Endocannabinoide, wobei hier der Begriff „Endo“ für „endogen“ steht, was so viel wie „im Körperinneren entstehend“ bedeutet. Tatsächlich kann der Körper nämlich auch selbst Cannabinoide bilden, die den Phytocannabinoiden ähnlich sind.

Die wichtigsten Endocannabinoide sind Arachidonylethanolamid (Anandamid) und 2-Arachidonylglycerol (2-AG), die in verschiedenen biochemischen Prozessen im Körper eine wichtige Rolle spielen. Im Gegensatz zu Phytocannabinoiden sind Endocannabinoide jedoch relativ instabil und werden vom Körper schnell abgebaut.

Beide Cannabinoidarten haben gemeinsam, dass sie an die Cannabinoidrezeptoren binden, die Teil des Endocannabinoid-Systems (ECS) sind. Die bekanntesten Rezeptoren sind die Cannabinoidrezeptoren 1 (CB1) und 2 (CB2).

Das Endocannabinoidsystem (ECS) gehört zum Nervensystem. Als eine Art Regulationssystem ist es an einer Vielzahl von Prozessen im Körper (z. B. Emotionen, Schlaf, Appetit, Schmerzempfinden) beteiligt.

Der große Unterschied zwischen THC und CBD ist, dass sie auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Endocnnabinoidsystem interagieren.

Wirkung von THC und CBD

THC bindet hauptsächlich an die CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark.[3] Vor allem in Gehirnregionen, die für das Gedächtnis, die Emotionen, das Schmerzempfinden sowie die Koordination verantwortlich sind, lässt sich eine hohe Dichte an CB1-Rezeptoren nachweisen. Durch die Aktivierung dieser Rezeptoren wird dann die Freisetzung verschiedener Botenstoffe, wie zum Beispiel GABA, Dopamin und Glutamat, beeinflusst, was zu der typischen Wirkung von THC führt.

Anders als THC bindet CBD an die CB2-Rezeptoren, die sich vorwiegend auf den Immunzellen befinden, woraus sich die potenziellen entzündungshemmenden Eigenschaften von CBD erklären lassen.[4] Auf die CB1-Rezeptoren wirkt CBD hingegen hemmend.

Darüber hinaus kann CBD den Abbau von dem Endocannabinoid Anandamid vermindern, das in großen Mengen im zentralen Nervensystem vorkommt.[5] In dem Wort Anandamid steckt bereits der Wirkungsmechanismus des Endocannabinoids, denn es wird abgeleitet aus „Ananda“, das aus Sanskrit übersetzt so viel wie Freude oder reines Glück bedeutet.

Dass CBD die Stimmung beeinflussen kann, hängt auch damit zusammen, dass das Cannabinoid die Serotonin-Rezeptoren 5HT1A aktivieren kann, die hauptsächlich im Gehirn sowie in peripheren Nervenzellen liegen.[6] Hierdurch kann unter anderem der potenzielle angstlösende Effekt von CBD ausgelöst werden.

Psychoaktive Wirkung von THC und CBD

Psychoaktive (psychotrope) Substanzen beeinflussen das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) und können das Bewusstsein, die Wahrnehmung, das Denken sowie das Fühlen und Handeln beeinflussen. Deshalb gilt THC auch als psychoaktive Substanz.

Fälschlicherweise wird oftmals behauptet, dass CBD keine psychoaktive Substanz ist. Jedoch wirkt CBD ebenso im zentralen Nervensystem, wenn auch auf eine andere Art und Weise, und ist demnach per Definition psychoaktiv. Allerdings löst CBD keine berauschende Wirkung wie THC aus.

Nebenwirkungen von THC und CBD

THC und CBD unterscheiden sich in Bezug auf die Wirkung sowie unerwünschten Wirkungen, bzw. Nebenwirkungen. THC kann verschiedene körperliche Reaktionen auslösen, wie zum Beispiel Mundtrockenheit, gerötete Augen, erhöhte Herzfrequenz, Schwindel, Pulsrasen und Zittern. Ebenso möglich sind Übelkeit, Kopfschmerzen und Blutdruckabfall.

Darüber hinaus kann THC einen „Bad Trip“ verursachen, der mit folgenden psychischen Symptomen einhergehen kann:

  • Ruhelosigkeit, innere Unruhe
  • Starke Erregtheit
  • Angst und Panik
  • Gedächtnisstörungen und Konzentrationsschwäche
  • Denkschwierigkeiten
  • Verwirrtheit und gestörte Orientierungsfähigkeit
  • Verfolgungswahn bis zu Paranoia

CBD hat hingegen keine so weitreichenden Nebenwirkungen auf die Psyche. Körperliche Symptome können in Form von Mundtrockenheit, Müdigkeit, niedriger Blutdruck, Appetitverlust, Schlafstörungen, Kopfschmerzen sowie Magen- und Darm-Problemen auftreten. In einer sehr hohen Dosierung (medizinische Dosis) kann CBD zudem sedierend wirken.

Medizinischer Einsatz von THC und CBD

Beim medizinischen Einsatz von THC und CBD zeigen sich weitere Unterschiede aufgrund der unterschiedlichen Wirkmechanismen. Als häufige Indikation für THC bzw. Cannabis-basierte Arzneimittel gelten unter anderem:

  • Schwere chronische Schmerzen (z. B. im Rahmen einer Krebserkrankung)
  • Spastizität bei Multiple Sklerose
  • Übelkeit und Erbrechen, induziert durch eine Chemotherapie
  • Appetitanregung im Rahmen einer Krebserkrankung oder HIV-Erkrankung

Medizinisches CBD – nicht zu vergleichen mit frei käuflichen CBD-Produkten – findet Anwendung bei schweren therapieresistenten Epilepsieformen (z. B. Dravet-Syndrom oder Lennox-Gastaut-Syndrom), zur Herunterregulierung des Immunsystems bei Autoimmunerkrankungen sowie bei entzündungsbedingten Erkrankungen wie Rheuma.

Fazit zum Unterschied zwischen THC und CBD

THC und CBD sind Cannabinoide, die von der Cannabispflanze gebildet werden. Beide haben aber nicht nur den gleichen Ursprung, sondern auch dieselbe chemische Formel – zumindest auf den ersten Blick. Betrachten wir die Formel genau, so fällt auf, dass bei CBD ein Kohlenstoffring geöffnet ist. Dieses kleine Detail ist verantwortlich für die unterschiedlichen Wirkungsweisen.

Beide Cannabinoide interagieren unterschiedlich mit dem Endocannabinoid-System (ECS). So bindet THC vorwiegend an die CB1-Rezeptoren im Gehirn und löst damit die berauschende Wirkung aus. CBD wirkt hingegen an den CB2-Rezeptoren, kann den Abbau des Endocannabinoids Anandamid reduzieren und auch Rezeptoren außerhalb des ECS beeinflussen wie Serotonin-Rezeptoren. Ein High löst CBD jedoch nicht aus.

Auch in den Anwendungsmöglichkeiten unterscheiden sich THC und CBD. Während THC hauptsächlich gegen chronische Schmerzen und Spastizität eingesetzt wird, findet medizinisches CBD Anwendung bei entzündungsbedingten Erkrankungen und schweren Epilepsieformen. Obwohl sich also beide Cannabinoide in vielen Punkten ähneln, bleiben sie dennoch zwei getrennt voneinander zu betrachtende Substanzen.

Quellen und Studien

[1] Park SH, Staples SK, Gostin EL et. al, Contrasting Roles of Cannabidiol as an Insecticide and Rescuing Agent for Ethanol-induced Death in the Tobacco Hornworm Manduca sexta. Sci Rep. 2019 Jul 19;9(1):10481, Download vom 10.07.2024 von [Quelle]

[2] Ona G, Balant M, Bouso JC et. al, The Use of Cannabis sativa L. for Pest Control: From the Ethnobotanical Knowledge to a Systematic Review of Experimental Studies. Cannabis Cannabinoid Res. 2022 Aug;7(4):365-387, Download vom 10.07.2024 von [Quelle]

[3] Zou S, Kumar U. Cannabinoid Receptors and the Endocannabinoid System: Signaling and Function in the Central Nervous System. Int J Mol Sci. 2018 Mar 13;19(3):833, Download vom 10.07.2024 von [Quelle]

[4] Haspula D, Clark MA. Cannabinoid Receptors: An Update on Cell Signaling, Pathophysiological Roles and Therapeutic Opportunities in Neurological, Cardiovascular, and Inflammatory Diseases. Int J Mol Sci. 2020 Oct 17;21(20):7693, Download vom 10.07.2024 von [Quelle]

[5] Wu J. Cannabis, cannabinoid receptors, and endocannabinoid system: yesterday, today, and tomorrow. Acta Pharmacol Sin. 2019 Mar;40(3):297-299, Download vom 10.07.2024 von [Quelle]

[6] Yang W, Gong X, Sun H, Wu C, Suo J, Ji J, Jiang X, Shen J, He Y, Aisa HA. Discovery of a CB2 and 5-HT1A receptor dual agonist for the treatment of depression and anxiety. Eur J Med Chem. 2024 Feb 5;265:116048, Download vom 10.07.2024 von [Quelle]