Weibliche Cannabispflanzen sind besonders begehrt, da sie die harzreichen Blüten produzieren. Doch auch die männlichen Exemplare haben ihren Nutzen. Deshalb sehen wir uns im folgenden Artikel beide Geschlechter genauer an.

Die meisten Pflanzen sind einhäusig (monözische Pflanzen). Sie entwickeln sowohl Staubblätter, also männliche Fortpflanzungsorgane, die Pollen produzieren, als auch Fruchtblätter, die weiblichen Fortpflanzungsorgane, die Samenanlagen enthalten. Diese Anordnung ermöglicht es der Pflanze, sich selbst zu bestäuben.

Nur wenige Pflanzen sind zweihäusig (diözische Pflanzen). Zu dieser Artenminderheit gehört auch die Cannabispflanze. Es gibt also männliche und weibliche Exemplare. Während weibliche Pflanzen allgemein mit Cannabis bezeichnet werden, heißen männliche Pflanzen Femel oder Mastel.

Männliche vs. weibliche Cannabispflanzen

Das Geschlecht der Cannabispflanze offenbart sich erst in der Blütephase: Männliche Pflanzen bilden Pollensäcke und weibliche Pflanzen Blüten. Dabei erfolgt die Blütenbildung an der weiblichen Cannabispflanze in mehreren Phasen:

  • Vorblütephase: Zunächst entwickeln sich kleine Vorblüten (Pistillen) an den Nodien (Knoten, wo die Blätter auf den Hauptstamm treffen) mit winzigen, haarähnlichen Strukturen. Das sind die ersten Anzeichen dafür, dass die Pflanze bereit ist, in die Blütephase überzugehen.
  • Mittlere Blütephase: Die Pflanze konzentriert ihre Energie auf die Entwicklung der Blüten, die durch eine dichte Anordnung von Blütenkelchen, Blättern und Trichomen gekennzeichnet sind.
  • Späte Blütephase und Reifung: Während der letzten Wochen in der Blütephase reifen die Blüten weiter und nehmen eine bräunliche bis bernsteinfarbene Farbe an. Ebenso verändern die Trichome ihre Farbe von klar zu milchig und schließlich zu bernsteinfarben.

Die männlichen Pflanzen bilden an den Nodien statt der Blüten die Pollensäcke. Anfangs sind diese noch fest verschlossen und enthalten unreife Pollen. Nehmen sie eine gelbliche bis hellbraune Farbe an, beginnen die Pollen im Inneren der Säcke zu reifen. Erst in der späten Blütephase erreichen die Pollen ihre volle Reife und werden durch kleine Risse in die Luft entlassen. Durch den Wind verbreiten sie sich und gelangen schließlich zu den weiblichen Pflanzen, um diese zu bestäuben.

Identifizierung von weiblichen und männlichen Cannabispflanzen

Bis zur Blütephase sehen männliche und weibliche Cannabispflanzen nahezu identisch aus, was die Identifizierung des Geschlechts erschwert. Deshalb nutzen professionelle Züchter in der Regel einen DNA-Test, was aufgrund der Kosten für Hobby-Grower eher nicht geeignet ist. Mit einem geübten Auge und verschiedenen Maßnahmen lassen sich Männchen aber auch auf anderem Weg identifizieren.

Männliche Exemplare neigen dazu, größer und kräftiger zu wachsen als weibliche Pflanzen. Zudem weisen sie dickere Stämme auf und entwickeln weniger dichtes Laub, was ihnen eine buschigere Optik verleiht. Oftmals zeigen Männchen ihre Geschlechtsmerkmale früher als weibliche Pflanzen. Bereits drei bis sechs Wochen nach der Keimung, meist während der Vorblütephase, können erste Hinweise auf das Geschlecht sichtbar werden. Deshalb sollten die Pflanzen ab der dritten Woche regelmäßig kontrolliert und untersucht werden, um die frühen Anzeichen des Geschlechts zu erkennen.

Hermaphroditen – Cannabispflanzen können einhäusig werden

Dass Cannabis eine besondere Pflanze ist, zeigt sich daran, dass sie durch umweltbedingte oder genetische Faktoren sowohl weibliche als auch männliche Fortpflanzungsorgane bilden kann. Diese sogenannten Hermaphroditen (Zwitter) besitzen dann die Fähigkeit, sich selbst zu bestäuben.

Neben den „echten“ Hermaphroditen existieren noch die sogenannten „Bananen“. Diese Exemplare haben ihren Namen aufgrund ihrer physischen Eigenschaften erhalten. Denn sie bilden innerhalb der Blüte ein nacktes Staubblatt ohne die Kelchblätter, das eine ähnliche Form und Farbe wie die Banane hat und die Pollen direkt auf die Blüte fallen lässt.

In der genetischen Forschung und Züchtung werden zwittrige Pflanzen genutzt, um spezifische Merkmale zu isolieren und zu studieren. Durch die Selbstbestäubung ist es Forschern möglich, die Auswirkungen bestimmter Gene auf die Pflanzenentwicklung besser zu verstehen. In den privaten und kommerziellen Anbauprojekten sind Hermaphroditen eher nicht erwünscht, da sie unkontrolliert Pollen freisetzen und damit weibliche Pflanzen in der Umgebung bestäuben, was die gesamte Ernte beeinträchtigen kann. Zudem können Zwitterpflanzen genetisch instabil sein. Das bedeutet, dass die Nachkommen dieser Pflanzen anfälliger für zwittrige Merkmale und andere genetische Anomalien sein könnten.

Männliche Cannabispflanzen – besser als ihr Ruf

Für viele Grower sind männliche Cannabispflanzen lästiges „Unkraut“ und sind bestrebt, diese frühzeitig zu identifizieren und zu vernichten. Denn wenn die Befruchtung und die Samenbildung verhindert werden, produzieren die Pflanzen mehr von dem cannabinoid- und terpenhaltigen Harz. Diese hochwertigen Blüten werden auch als Sinsemilla (aus dem Spanischen übersetzt „ohne Samen“) bezeichnet.

Den schlechten Ruf haben männliche Pflanzen jedoch nicht verdient. Schließlich spielen sie bei der Züchtung neuer Sorten eine entscheidende Rolle, da sie die genetische Vielfalt und die Hälfte der DNA für die Nachkommen liefern. Ihre Gene beeinflussen viele Eigenschaften der Nachkommen, einschließlich Wachstumsmuster, Blütezeit, Cannabinoidprofil und Resistenz gegen Krankheiten. Dabei wählen Züchter männliche Pflanzen sorgfältig aus, basierend auf ihren genetischen Eigenschaften und ihrer Fähigkeit, die gewünschten Merkmale an die Nachkommen weiterzugeben.

Darüber hinaus haben männliche Pflanzen zahlreiche weitere Vorteile. Beispielsweise werden die Fasern in der Textilherstellung genutzt, da sie wesentlich flexibler und robuster, als die der Weibchen sind. Außerdem sind männliche Exemplare hervorragende Begleitpflanzen. Werden sie zum Beispiel in einem Gemüsebeet platziert, können sie aufgrund ihrer Abwehrkräfte als natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel dienen.

Reguläre oder feminisierte Cannabissamen?

Reguläre Cannabissamen werden auf natürliche Weise produziert und enthalten sowohl männliche als auch weibliche Gene. Dementsprechend haben die Samen eine etwa 50/50-Chance, entweder zu männlichen oder weiblichen Pflanzen heranzuwachsen. Für Züchter kann dies von Vorteil sein, wenn sie neue Sorten kreieren oder stabile Zuchtlinien entwickeln möchten. Denn die Pflanzen aus regulären Samen tendieren dazu, widerstandsfähiger und robuster zu sein, da sie die natürliche Selektion durchlaufen haben.

Bei den feminisierten Samen ist es so, dass sie fast ausschließlich weibliche Pflanzen produzieren, was durch spezielle Züchtungstechniken erreicht wird. Dementsprechend wird der gesamte Anbauprozess vereinfacht und eine Geschlechterbestimmung und -trennung ist nicht notwendig. Für Hobby-Grower sind demnach feminisierte Cannabissamen die bessere Wahl.

Fazit zu männlichen und weiblichen Cannabispflanzen

In der Züchtung und im Anbau von Cannabis spielen weibliche und männliche Pflanzen eine wichtige Rolle. Weibliche Pflanzen sind natürlich besonders begehrt, da sie Blüten produzieren, die einen hohen Gehalte an Cannabinoiden wie THC und CBD sowie Terpene aufweisen.

Männliche Exemplare entwickeln hingegen Pollensäcke, die Pollen freisetzen und die weiblichen Pflanzen bestäuben. Diese Bestäubung führt zur Samenbildung und reduziert hingegen die Qualität und Potenz der weiblichen Blüten, weshalb Züchter männliche Pflanzen schnell identifizieren und entfernen, um die ungewollte Bestäubung zu verhindern.

Die Unterscheidung des Geschlechts ist nicht ganz einfach, da es sich erst in der Blütezeit zeigt. Durch das regelmäßige Kontrollieren der Pflanzen und mit ein bisschen Übung, lassen sich männliche und weibliche Pflanzen jedoch mit der Zeit leichter erkennen. Die Alternative sind feminisierte Samen, woraus nur weibliche Cannabispflanzen wachsen und damit den Anbau einfacher und effizienter gestaltet.